Sex soll allen Beteiligten Spaß machen, aber für viele Menschen mit HIV hört der Spaß schnell auf. Sowohl die strafrechtliche Bewertung der möglichen und tatsächlichen HIV-Übertragung bei einvernehmlichem Sex als kriminellen Akt als auch die Furcht von sexueller Zurückweisung aufgrund von Unsicherheiten und Ängsten stehen dem Grundbedürfnis nach Sex und körperlicher sowie emotionaler Nähe mitunter deutlich im Weg.
Fragt man Menschen, ob sie mit einer Person Safer Sex machen würden, deren Serostatus sie nicht kennen, würden die meisten wohl sagen: Ja, würde ich tun. Fragt man wiederum, ob sie mit einer Person Safer Sex machen würden, von der sie wüssten, dass sie HIV-positiv ist, fiele die Bereitschaft dazu deutlich niedriger aus. Eine Einschätzung, die auf viele Menschen zutrifft. Egal ob aus der schwulen Szene, heterosexuelle Menschen oder auch Menschen, die im beruflichen Kontext mit dem Thema HIV vertraut sind.
Hier wird deutlich: Wissen ist das eine, Gefühl das andere. So wundert es nicht, dass bei der Befragung „positive stimmen“ zur Stigmatisierung von Menschen mit HIV und Aids in Deutschland 47 Prozent der Befragten antworten, sie wären in den letzten 12 Monaten aufgrund ihres HIV-Status zurückgewiesen worden.
Jedoch oder gerade beim Sex spielt nicht nur die Stigmatisierung durch andere, sondern auch die Selbststigmatisierung eine zentrale Rolle. Das ist immer dann besonders deutlich, wenn HIV-Positive nicht über ihren HIV-Status reden, sich eine Abfuhr einhandeln und dies mit ihrer HIV-Infektion verknüpfen. Das scheint einfacher zu sein, als sich einzugestehen, dass die Ablehnung vielleicht in der eigenen Ausstrahlung oder dem Aussehen begründet ist: „Er oder sie steht einfach nicht auf dich“ wäre auch eine Möglichkeit, die man aber nicht gerne wahrnehmen will.
Das Ausmaß des Selbststigmas wird bei „positive stimmen“ jedoch noch einmal mehr deutlich, wenn 20 Prozent der Befragten angeben, in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal aufgrund der eigenen HIV-Infektion auf Sex verzichtet zu haben.
Die Tatsache, dass Menschen in Therapie, mit einer Viruslast unter der Nachweisgrenze, HIV beim Sex nicht weitergeben können, scheint auch heutzutage immer noch viele Menschen, positive wie negative, zu verunsichern.
Verantwortung teilen
Die grundsätzliche Schwierigkeit, mit Sexualität selbstverständlich und offen umzugehen, verstärken emotionale Einflüsse bei der Risikobewertung. Das Risiko einer HIV-Übertragung durch Sex wird offenbar irrational höher bewertet als andere Gesundheitsrisiken wie beispielsweise Alkohol, Drogen, Nikotin oder die Gefährdung im Straßenverkehr.
Solange man sein Gegenüber nicht infizieren kann, gibt es ja möglicherweise auch keinen Grund, seine eigene Infektion zu thematisieren. Bestehen aber möglicherweise Infektionsängste und Unsicherheiten auf beiden Seiten, muss es möglich sein, über eine HIV-Infektion zu sprechen, auch wenn es nicht immer einfach sein wird. Dies macht auch die bereits mehrfach erwähnte Befragung deutlich, bei der nur 84 Prozent der HIV-Positiven in Partnerschaften ihren Partnerinnen und Partnern gegenüber ihre HIV-Infektion offengelegt haben.
Was tun? Sich outen und zurückgewiesen werden? Oder verheimlichen und mit dem Geheimnis leben? Kann das funktionieren?
Ein besonderes Ärgernis stellt die derzeitige Rechtsprechung dar, die unabhängig von einer realen Infektion auch die Möglichkeit, dass eine Infektion hätte stattfinden können, bereits unter Strafe stellt. Hier wird die alleinige Verantwortung, eine HIV-Infektion zu verhindern, den Menschen mit HIV überlassen - mit entsprechenden Konsequenzen
Schreibt man die Verantwortung für den Schutz beim selbstbestimmten Sex allein den Menschen mit HIV zu, trägt dies zur Stigmatisierung bei und wirkt sich auch negativ auf die Prävention aus. Prävention kann nur dann erfolgreich sein, wenn die individuelle informierte Entscheidung im Mittelpunkt steht. Lediglich die HIV-Infektion, die aus Unwissenheit geschieht, kann gegebenenfalls vermieden werden.
Die Verantwortung für einvernehmliche Entscheidungen für oder gegen Safer Sex, für sexuelle Praktiken tragen alle Sexualpartnerinnen und Sexualpartner. Sie lässt sich nicht delegieren an HIV-Positive als Zwang zum Outing.
Über Therapieerfolge Informieren
Menschen mit HIV sind konfrontiert mit Ängsten (auch eigenen), Unwissen, Ablehnung. In der Regel sind sie gut über ihre Infektion und die Wirkung der Therapie informiert. Sie wissen: Mit einer Viruslast unter der Nachweisgrenze kann HIV beim Sex auch ohne Kondom nicht weitergegeben werden, egal, was die Gerichte entscheiden oder die Menschen glauben.
Muss man eine Sexpartnerin oder Sexpartner über die HIV-Infektion informieren, auch wenn man sie bzw. ihn nicht infizieren kann? Und wenn man nicht muss, sollte man?
Wissen ist das eine, Gefühle das andere.
Unsere Forderungen
Eine unaufgeregte und nicht moralisierende Sexualaufklärung ab dem Kindergarten mag langfristig die einzige Lösung sein, um einen offenen und selbstverständlichen Umgang mit Sexualität sowie den „Wirkungen und Nebenwirkungen“ zu erreichen.
Darum setzt POSITHIV HANDELN NRW sich ein für Stärkung und Intervention:
Langfristig müssen auch die Bilder verändert werden, mit denen in der HIV-Prävention gearbeitet wird. Solange HIV als etwas dargestellt wird, was es unbedingt zu vermeiden gilt, werden auch die Menschen mit HIV gemieden werden.
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